Nette Idee, Alma Rak als Durchschnittsbibliothekarin voran zu stellen, um die “bibliothekarische Fortbildung auf den Prüfstand” zu stellen. “Viele Wege, kein Ziel” lautet der Untertitel des Vortrags¹ von Miriam Albers, TH Köln. Mein Mitschrieb² weißt etliche Unleserlichkeiten auf. Immerhin hatte ich bereits etliche Vorträge und Treffen hinter mir (s. a. Vorgängerblogbeiträge). Greifen Sie daher gerne auf die Folien zurück, während ich das, was nicht darin steht (und was ich noch entziffern kann), fokussiert wiedergebe.
In den Blick nehme ich vor allem den Einfluss derjenigen Faktoren, die in Form von Rahmenbedingungen entscheidend sind, an einer Fortbildung teilzunehmen – oder eben nicht teilzunehmen. Eine Umfrage³ zeigt interessante Ergebnisse auf, die ich hinterfragt bzw. kommentiert habe, was schließlich Zweck des Blogs ist.
Bis zum Alter von 35 Jahren…
… sind es – man halte sich fest! – eine gute Anbindung an den ÖPNV sowie (und das ist für mich verständlicher) die Empfehlung von Vorgesetzten.
Meine Frage: Okay, junge Leute haben heute nicht zwangsläufig ein Auto. Braucht man auch nicht, auch ich reise seit 20 Jahren mit der Bahn, seit 10 Jahren ausschließlich damit. Doch wo genau liegt das Reiseproblem? Handyunterstützt und navigationstechnisch bestens versorgt sollte es doch leicht sein, die jeweiligen Veranstaltungsorte zu finden und zu erreichen. Oder ist es das möglicherweise frühe Aufstehen, falls die Fortbildungsangebote in der Pampa liegen (was sie meist nicht tun)? Oder das späte Heimkommen bzw. die Unmöglichkeit, eine Übernachtung zu arrangieren? Bekommen die jungen Leute das nicht in den Griff? Ängstigt sie eine andere Stadt in einem anderen Bundesland mit Umsteigevorgänge von mehr als zweimal? Ist es Bequemlichkeit? Sagt IHR es mir!
Zwischen 35 und 50 Jahren …
… sind mitentscheidend:
Familiäre Vereinbarkeit und die (vermutlich aus Ersterem resultierend) Dauer der Fortbildung. Eh klar. Oder doch nicht? Gibt’s Probleme, weil Bibliothekarin ein Frauenberuf ist? Welcher Mann in welchem Wirtschaftsunternehmen wird wohl in seiner karriereintensivsten Zeit zwischen 35 und 50 (na ja, eher 45) Jahren solch eine Begründung hervorkramen, er könne und wolle nicht auf eine Fortbildung in New York, Berlin oder Bad Münstereiffel fahren (Reisezeiten sind sich gefühlt ähnlich), weil es ihn zu lange von der Familie fernhält? Wie lösen DIE das Problem, das keines sein darf?
Über 50 Jahre …
… ist die wichtigste Frage nach dem Dozent(inn)ennamen. Frau Albers betonte: sehr, sehr wichtig! Außerdem: Zielgruppe (Bibliothekstyp ÖB oder WB), Tagungshaus und Angebotsformat.
Für Führungskräfte …
… sind entscheiden: die dienstliche Vereinbarkeit sowie der/die Dozent/in. Nun, da der Name wohl so wichtig ist (und ich dachte immer, es wäre das THEMA!), nehmt es mir nicht übel: ich heiße übrigens Ilona Munique. 😉
Obwohl: Tatsächlich zeigt die Folie Nr. 6, dass die Inhaltsbeschreibung einer Fortbildung über alle Abfragegruppen hinaus doch immer noch den stärksten Einfluss hat. So ist es recht.
Von wem geht die Initiative aus?
Zu 99,9% geht die Initiative, eine Fortbildung zu besuchen, von unserer Durchschnittsbibliothekarin Alma selbst aus. Der Rest vom Chef bzw. der Chefin. Und sie geht vor allem aus der Arbeitsalltagssituation heraus.
Ist irgendwie logisch. Doch die Überlegung von Fortbildungsveranstaltern, so meine Erfahrung, bedient nicht nur diese offensichtlichen Bedürfnisse. Ich selbst – sowohl als Veranstalterin, beispielsweise damals in der BIB-Landesgruppe Bayern oder in der Kommission für Fortbildung – als auch als Referentin frag(t)e mich häufig:
Was WERDEN unsere Fachkräfte in der nahen und fernen Zukunft brauchen KÖNNEN und MÜSSEN? Wir wecken also durchaus auch Bedarfe, wo im Alltag akut noch keine wahrgenommen werden. Entsprechend schlecht sind diese Termine tatsächlich erst mal besucht oder fallen gänzlich aus. Dennoch: Lieber zu früh als zu spät angeboten, und es gehört einfach zum Selbstverständnis professioneller Veranstalter dazu.
¹ Fand statt unter TK 3: Fokus Teams, Talente, Leadership (31.05.2017, 16:00 – 18:00 Uhr Weiterbildung 4.0)
² Mitschrieb 6 zum 106. Bibliothekartag, 31.05.2017; persönliche Versuchsreihe, ohne Folien(fotografien) wesentliche Aussagen ungefiltert zu erfassen.
³Albers, Miriam; Fühles-Ubach, Simone; Georgy, Ursula (2016): Fortbilden, aber wohin? Über Initiative, Motivation und Inhalt bibliothekarischer Fortbildung. In: b.i.t. online (19), Nr. 6, S. 502 –506.
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