Kostenlose Mitgliedschaft wie Ausleihe, und das ohne Mahngebühren und Altersbeschränkung sowie den Bestand mehr oder weniger parallel in vier Sprachen (Deutsch, Französisch, Englisch, Luxemburgisch) … das dürfte in Deutschland nirgends auch nur annähernd in dieser Kombination anzutreffen sein. Gemeinsam ist uns jedoch die Zielsetzung: Leseförderung, Spaß am Lesen und Bindung an die Bibliothek.
Doch der Reihe nach …
Lustige Gesellen erwartete unsere Studienreisegruppe, die BIB-Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern, in der Cité Bibliothèque. Doch nicht nur die bunten Stiftfiguren und das Hausmaskottchen Tuffi, ein Fuchs mit regionalem Litearaturbezug, sorgten für eine sehr gastfreundliche Stimmung, sondern auch das freundliche Team der Stadtbibliothek, das uns reichlich mit Getränken, Teilchen und Obst versorgte. Einzig eine Bibliothek … tja, die konnte sie derzeit nicht anbieten! Zumindest keine einsatzbereite. Doch noch in dieser Woche soll die neu renovierte Innenstadtbibliothek mit erweiterten Öffnungszeiten (Di-Fr 10-19 Uhr, Sa. 10-18 Uhr) ihre Pforten eröffnen, wozu wir bereits jetzt schon herzlich gratulieren!
Stattdessen gab uns eine Powerpoint-präsentation, vorgestellt von Marthy Bracke-Wanderscheid, Deborah Schiltz-Storn und Henri Lutgen, einen guten Eindruck in die nunmehr zehn Jahre lang unter dem Namen d’Cité bzw. la Cité agierenden Bibliothek. Sie wurde 1968 als Gemeindebücherei am Place du Théatre gegründet. Vor ihrem Umzug in ein aus napoleonischer Zeit stammenden Stadtpalais, welches auch Tagungsort der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Staat war, mithin ins Herz der Stadt, harrte sie im Verwaltungsgebäude am Centre Hamilius eher suboptimal, weil eher unsichtbar, aus. Doch nun, im soziokulturellem Zentrum, dem Cercle Cité, kann sich die Bibliothek nach ihrem Umbau völlig neu entfalten.
Die Besonderheiten
Neben den eingangs aufgezählten beeindruckenden Besonderheiten sind eine WLAN-Nutzung und Internetarbeitsplätze sowie ein abtrennbarer Bereich für Kinderanimationen angeboten. Auf die Kinder- und Jugendaktivitäten sowie eine Mediathek wird großen Wert gelegt. Des weiteren gibt es E-Books, die jedoch nicht so stark gefragt sind, von den hier so wichtigen Sprachlernkursen einmal abgesehen. Ganz allgemein setzt man in Luxemburg aber betont auf klassische Printmedien.
Apropos klassisch – bevor ich hier groß in die übliche Bibliothekskennzahlengrößen einsteige, belasse ich es bei lediglich dreien daraus: 9.000 aktive Benutzer und eine Tagesfrequenz von 1.000 Besuchern, die sich in der Regel (laut Google) etwa zwei Stunden lang aufhalten. Das kann sich sehen lassen!
Wäre noch zu erwähnen, dass nach der Dezimalklassifikation und RVM (Répertoire de vedettes matières) erschlossen wird und es eine einzige Zweigstelle gibt, nämlich in einem Altenwohnheim mit zwei Stunden Öffnungszeit pro Woche. Ehrenamtliche sind nicht anzutreffen innerhalb des Teams von 15 Mitarbeitenden bei drei Bibliothekaren und einer Erzieherin, zu der sich in Kürze eine weitere gesellen wird. Den Stellenplan habe ich mir leider nicht notiert. Doch wie überall ist auch hier nicht von Vollzeitstellen auszugehen, und auch nicht von überwiegendem Fachpersonal.
Dennoch wird damit – neben den obligatorischen Bibliotheksführungen – ein umfangreiches Programm gestemmt:
- wöchentlich einstündige Kinderanimationen für Kinder zwischen 4 und 8 Jahren
- Lesestunden mit Bastelaktivitäten auf Lëtzebuergesch
- Journées du livre et du droit d’auteur
- jährliche thematische Bibliotheksführungen für Sekundarschüler in Form eines Auditoriums
Ilona Plath als Vorsitzende der Landesgruppe bedankte sich beim Team der Bibliothek mit einem Bildband von Mecklenburg-Vorpommern, bevor wir noch einen abschließenden Blick bei laufenden Renovierungsarbeiten in die Bibliothek werfen konnten.
Wir können uns rühmen, so ziemlich die ersten gewesen zu sein, die dem just am heutigen Tag aufgehängten Kunstobjekts von Michele Tonteling ihre Bewunderung zollen durften. Ein im Treppenhaus schwebendes Gipsmobile eines sitzenden Menschens, für welches extra die Decke statisch überprüft werden musste. Überhaupt wurden und werden die Räume der Stadtbibliothek mit verschiedenen Kunstwerken bedacht, präferiert ausgewählt von Bürgermeisterin Lydie Polfer. Das erklärt den “Stilmix” der ansonsten angenehm durchdachten Raumgestaltung, die sich bereits jetzt schon unter diversen Planen und Abdeckungen abzeichnet.
Der Start in die Studienreise bescherte uns einen ersten, jedoch umfassenden Einblick in die Bibliothekslandschaft Luxemburgs, für die sich auch Reinhold und ich noch einmal extra in Form eines selbstgeimkerten Glases Bamberger Lagenhonigs bedankt hatten, verbunden mit der herzlichen Einladung in die UNESCO-Weltkulturerbestadt Bambergs. Denn auch wir genießen eine reiche Bibliothekslandschaft, auf die wir ebenso stolz sind, wie es die Lëtzebuerger mit Recht auf die ihrige sein dürfen!
Alle Berichtsteile zur Studienreise nach Luxemburg
1. Studienreise Luxemburg (1): Cité Bibliothèque (Dieser Bericht hier)
2. Studienreise Luxemburg (2): Curia Europa
3. Studienreise Luxemburg (3): Bibliothek des Gerichtshofs der EU
4. Studienreise Luxemburg (4): Nationalbibliothek
5.1. Studienreise Luxemburg (5.1): Stadtführung, Teil 1