Bachelor von Jana Züge zur Bildung von nachhaltiger Entwicklung auch in Bibliotheken

Erstprüfer Dr. Stephan Büttner und Zweitprüferin Ilona Munique nehmen die BA'in Jana Züge in die Mitt

Genauer gesagt: Integration von BNE in Bibliotheken in punkto Aus- und Fortbildung. Ein langer Titel*, der allerdings nicht zwangsläufig in eine dicke Bachelorarbeit mündete, sondern sich mit 28 Seiten begnügte. Jana Züge, der ich als Zweitgutachterin herzlich zur bestandenen Bachelorarbeit gratulieren darf, fasste den Anspruch, BNE auch in der Bibliothekswelt zu integrieren, in drei Hauptkapitel zusammen, die ich hier in Frageform an meine Leser/innen hier richten will:

Welche Merkmale muss eine Bibliothek besitzen, um als nachhaltig zu gelten? Welche Kompetenzen sollte ein(e) “nachhaltige/r” Bibliothekar/in aufweisen. Wie lässt sich BNE mit der LIS-Ausbildung verknüpfen?

Wer noch so gar nichts mit dem Begriff BNE anfangen kann – sehr gut gelungen ist Züge die jeweilige Begriffsbestimmung zu Bibliotheken als Teil der „Sharing Economy“ und zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“ zur Emissionsreduktion und Ressourcenschonung, verstanden als gesamtgesellschaftlicher Auftrag, dem auch Bibliotheken Rechnung tragen sollten.

Wissenschaftliche Leitfragen

Verteidigung der Bachelorandin Jana ZügeDie aufgeworfene Frage, wie es in den Bibliotheks- und Informationswissenschaften mit dem Schaffen von „Grundlagen für ein verantwortungsvolles Handeln, vorausschauendes Denken und Bürgerbeteiligung“ im Sinne von BNE aussieht, konnte allerdings noch nicht vertieft beantwortet werden, zu neu ist das Thema in der Fachwelt. Immerhin erfahren wir vom ENSULIB Satellite Meeting 2017. Hier schwingt für uns alle noch viel Zukunftsmusik mit, die wir ruhig etwas lauter stellen sollten.

Die Beobachtungen während dieses Meetings löste bei Züge wohl den Fragekanon aus, „ob man nicht auch zukünftige Bibliothekar(inn)en mit tieferem Wissen über Klimawandel, Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit ausstatten sollte und wie dies zu bewerkstelligen wäre“ – und daraus folgend die Frage, „ob und inwiefern die BNE in die bibliothekarische Ausbindung integriert werden kann“. Berechtigte Leitfragen, die wir fortschreibend wissenschaftlich wie auch praktisch lösen sollten, so meine Meinung.

Merkmale einer nachhaltigen Bibliothek

Auf die Merkmale einer nachhaltigen Bibliothek möchte ich mit nachfolgender Liste eingehen, die ich aus Züges Ausführen heraus filtriert habe.

  • Bibliotheken, die sich mit Klimawandel, umweltfreundlichen Arbeitsweisen und einer ökologisch verträglichen Arbeitsumgebung auseinander setzen
  • Die sich im Feld der Nachhaltigkeit engagieren
  • Grünes Gebäude
  • Projekte mit der Nutzer- und Nachbarschaft
  • Den Nachhaltigkeitsgedanken mittels Marketing nach außen tragen
  • Treffpunkt für die Nachbarschaft, Expert(inn)en, um sich zu informieren
  • Ausstellungen organisieren
  • Makerspaces
  • Geführte Touren durch die Stadt und Workshops z. B. zu Urban Gardening oder heimischen Pflanzenarten
  • Soziales Engagement
  • Ressourcenschutz
  • Verwendung nachhaltiger Baumaterialien
  • Wahl der Firmen, Materialien und Geräte für den Bau: Nachhaltigkeitszertifikate und Umweltverträglichkeit
  • Gute Isolation
  • Nutzung des Gebäudes
  • Management der Einrichtung
  • Begrünung von Dach und Fassaden
  • Nutzungszonen für intelligenten, effizienten Energieeinsatz im Bezug auf Beleuchtung, Steckdosen, Elektrik, Belüftung, Klimatisierung
  • Photovoltaikanlagen
  • Wasserverbrauch (Wasserspareinrichtungen i. d. sanitären Anlagen, Teeküche)
  • Management (Beschaffungswesen, Lieferantenmanag., Arbeitsumfeld, Marketing, Hausverwaltung, Reinigungsfirmen, -mittel, Mülltrennung
  • Werben mit der Nachhaltigkeitsstrategie (Vorbildfunkton, Lehrkraft für umweltbezogene Themen, Lebensweisen und soziales Engagement)
  • Einflussnahme (auf Nutzer/innen und Kooperationspartner, Drittmittelgeber – Stakeholder)
  • Multiplikator(inn)eneffekte durch gezielte Ansprache
  • Leitbild auf Nachhaltigkeit ausgerichtet

Genannte Merkmale könnten bestimmten Elementen des „Zusammenspiels“ zugeordnet werden, die da wären: energieeffizientes Gebäude, ressourcenschonendes Management, soziales Engagement, gesellschaftliche Verantwortung, Veranstaltungen und Projekte sowie Öffentlichkeitsarbeit und Marketing.

BNE als interdisziplinärer Ansatz

Ungewöhnlich erscheint der Ansatz, die BNE als interdisziplinären Ansatz zu verstehen, um neue didaktische Vorgehensweisen mit ihm darzustellen. Wobei sich das „neu“ beispielsweise in der Aufführung „Formen selbstorganisierten, projektorientierten Lernens“ als bereits etabliert herausstellt. Möglicherweise ist dies jedoch der eigenen Erfahrungswelt der Bachelorandin geschuldet, in der die Ansätze der „Ermöglichungsdidaktik“ vermutlich wenig etabliert sind. Für die bibliothekarische Ausbildung also ein Hinweis, sich sowie den Auszubildendenden und Studieren etwas mehr Freiraum zuzutrauen.

“Ein interessantes Beispiel für diese Form der Pädagogik ist das Projekt ”Talking Truth” an der University of Massachussetts in Amherst, USA.39. Unter der Leitung der Bibliothekarin Madeleine Charney werden Workshops zu reflektivem Schreiben über Klimawandel oder Umweltpsychologie und Führungen durch grüne Gebäude an. Es werden neue Methoden gesucht und gefunden, sich spielerisch und dennoch lehrreich dem Thema Klimaschutz zu widmen. Dabei bringen die Teilnehmenden ihre eigenen Erfahrungen ein.”

Ausführungen zu den Konsequenzen einer Anpassung an weiterzuentwickelnde Curricula und Änderungen der Strukturen wurden von Jana Züge verständlich und logisch ausgeführt. So kann beispielsweise in “Mission-Statement […] helfen, den roten
Faden für die Einführung zu finden und eine Identifikation der Belegschaft
mit dem Thema zu begünstigen.”

Stärke der Arbeit

Die Stärke der Arbeit liegt in der Her- und Hinleitung des Themas BNE im Kontext des bisherigen und künftigen bibliothekarischen (Selbst-)Verständnisses und seiner entsprechenden Aus- und Fortbildung. Dieser neu gedachte Ansatz verdient Beachtung und Respekt.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf das sich kürzlich neu etablierte Netzwerk Grüne Bibliotheken hinweisen, in den sich die Arbeit und Jana Züge vortrefflich verorten ließen. Als Gründungsmitglied liegt es mir natürlich am Herzen, dass sich das Thema – und auch die Bachelorandin – weiter entwickelt, zum Wohle unserer Bibliotheken mit ihrem gesellschaftlichen Auftrag der – nach Lankes, aber das war die vorhergehende Arbeit – “Verbesserung” der Welt.

* Züge, Jana: Integration von Bildung für nachhaltige Entwicklung in die bibliothekarische Aus- und Fortbildung. Bachelorarbeit im Studiengang Bibliotheksmanagement der Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Informationswissenschaft.

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