Michael Knoche (II): Größtmögliche Stabilität für wissenschaftliches Publizieren

 Tilman2007, Bamberg, Luitpoldstraße 19, 20151019-001, CC BY-SA 3.0
Tilman2007, Bamberg, Luitpoldstraße 19, 20151019-001, CC BY-SA 3.0

“Die Idee der Bibliothek und ihre Zukunft” lautete die Auftaktvorlesung des Referenten Dr. Michael Knoche zur Ringvorlesung “Buchkultur im digitalen Zeitalter”¹ in Bamberg.

Im zweiten Teil meines Mitschriebs (hier Teil 1) geht es um das Problem der Monopolisierung im Bezug auf das Projekt DEAL. Zumindest sah und sieht es so der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und schaltete 2017 (allerdings nicht erfolgreich) das Deutsche Kartellamt ein. Die Begründung:

Das von der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisatoren angestoßene Projekt DEAL lasse beim Abschluss bundesweiter Lizenzverträge – mithin das gesamte Angebot elektronischer Zeitschriften der Großverlage Springer Nature, Elsevier und Wiley betreffend – hunderte kleinerer Verlage außen vor, was die Publikationsvielfalt in Gefahr brächte.

Knoche weist darauf hin, dass die fünf größten bzw. umsatzstärksten Verlage² 50% der Erscheinungen herausbringen würden. Davon allerdings nur 20% Geisteswissenschaftliches.

Die Zielsetzung zu Open Access thematisierte Knoche in Anbetracht der Kürze der Zeit nicht eingehender, wurde jedoch am Ende durch die Frage eines Zuhörendens aufgegriffen. [Siehe dazu auch: DEAL und Springer Nature erzielen Verhandlungserfolg. In: Börsenblatt. 22.08.2019. Zuletzt abgerufen am 24.10.2019.]

Verwirrend und nicht sicher

Knoche führte die teils verwirrenden Praktiken auf, auf die Bibliotheken und mithin Studierende bei der Zugänglichmachung bzw. dem Abruf von Medien treffen, bspw. …

  • überkomplexe Regelungen bei der Beschaffung
  • mal kann man downloaden, mal hat man nur lesenden Zugriff
  • das Lizenzmodell ist krisenanfällig (Bsp. Amazon und das plötzliche Erlöschen der Lizenz bei den Büchern “1984” und “Animal Farm”)
  • man trifft auf einen Kokon aufeinander verweisender Zitate, die – im Gegensatz zu früher – nicht mehr sicher zu sichern sind

Knoch wirft die uns alle sehr beschäftigende Frage auf:

Wie können Dateien dauerhaft gesichert werden?

… und verweist dabei auf das Modell aus den USA namens “Portico” (EBSCO) zur digitalen Langzeitarchivierung und -dokumentierung. (Hier eine hilfreiche Beschreibung in Deutsch).

Es stehen der “situativen Brauchbarkeit und Unverzüglichkeit” die Forderungen nach “Nachhaltigkeit und Überprüfbarkeit” gegenüber. Das Fazit, das ich aus den weiteren Ausführungen herausgehört habe:

Größtmögliche Stabilität für das wissenschaftliche Publizieren

Doch wie sieht es mit der Stabilität von Bibliotheken als physischem Raum aus? Dazu mehr im nächsten Teil meines Mitschriebs.


¹ Die Vorlesungsreihe findet in Kooperation von VHS, der Universitätsbibliothek und der Staatsbibliothek sowie der Stadtbücherei statt. Programm (PDF).

² Ich hatte die Genannten nicht mitgeschrieben. In 2016 waren dies lt.  Wikipedia (hüstel): Springer Nature, Verlagsgruppe Random House, Georg Westermann Verlag, Klett Gruppe, Cornelsen Bildungsgruppe).