“Das Unesco-Manifest ist so allgemein gehalten, dass ich es nach wie vor für aktuell halte.”
“Es hatte mich dann doch sehr erstaunt, das die letzten 10 Jahre gar nicht so grundlegend große Veränderungen gebracht hatten […]”
Die Kurzantworten (volle Fassung siehe unten) wurden auf meine Frage nach der Modernität des Manifests gegeben, die ich in der Fortbildung “Der erfolgreiche Jahresbericht” (und im E-Learning-Seminar) bereits seit vielen Jahren stelle.
Und zwar in dem Teil, wo es um mögliche Jahresberichtsstrukturen geht. Denn die Richtlinien eignen sich hervorragend als roter Faden in ansonsten oft drögen, immer gleichen Jahresberichten von Bibliotheken. Doch auch für die Leitbilderstellung sind die Richtlinien ein wichtiger Impulsgeber!
Bevor ich die oben angerissenen Antworten der beiden Teilnehmenden wiedergebe, hier der Hintergrund zu diesem Blogbeitrag, der im Übrigen als Fortsetzung meines letzten Beitrags gelten kann.
Am 29. November 1994 wurde das IFLA/UNESCO Public Library Manifest ratifiziert, folglich feiern wir bald das 25-jährige Bestehen. Nun werden “Öffentliche Bibliotheken und Bibliothekar*innen weltweit gebeten, darüber nachzudenken, inwiefern das Manifest ihre Arbeit und ihre Vorstellung von Bibliothek widerspiegelt, und dies in sozialen Medien zu kommunizieren. In den nächsten 12 Monaten wird die IFLA-Sektion für Öffentliche Bibliotheken gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft der
Öffentlichen Bibliotheken das Manifest überarbeiten. Wir freuen uns auf den Input möglichst vieler Kolleginnen und Kollegen!” (Rundmail der IFLA)
Nun zu den Antworten:
Antwort 1:
Das Unesco-Manifest ist so allgemein gehalten, dass ich es nach wie vor für aktuell halte. Die IFLA-Richtlinien sind indes viel detaillierter und gehen in die Tiefe. Viele Bibliotheken, wie auch die “meinige” können sicher von den Vorgaben nur träumen und dennoch gibt es immer wieder die Leuchttürme, die diesen Vorgaben mehr denn je entsprechen. Wir arbeiten jedoch stets weiter daran, zu den vorbildlicheren Bibliotheken zu gehören, auch wenn es eben zum Beruf gehört, den entsprechenden Leuten immer wieder dasselbe mitteilen zu müssen: Leseförderung, Bildung, Kooperationen. Viele Kleinigkeiten im Text der IFLA-Richtlinien würde ich mir auch für unsere Bibliothek wünschen. Dazu zählen leider auch gelegentlich Dinge, die eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollten (z.B. gute Heiz- und Lüftungsanlagen, Bestandspflege/Aktualität, Erwerbungsraten)
Zu meiner Schande muss ich gestehen: die Stadtbibliothek [Name] hat kein Leitbild. Dass dieses fehlt, spreche ich als Öffentlichkeitsarbeiterin immer mal wieder in der Leitungsebene an. Es wird sicher zum Teil in mein Ressort fallen, an einem solchen zu arbeiten, aber wirkliche Entscheidungen über Inhalte und dgl. können nur auf einer höheren Ebene getroffen werden. Beide Schriftstücke bieten in jedem Fall eine sehr gute Arbeitsgrundlage. Wenn unsere Bibliothek in ein paar Jahren ins neu restaurierte […]haus zieht, wird sich hoffentlich die Gelegenheit ergeben, für dieses Vorzeigeobjekt ein Leitbild zu erarbeiten.
Antwort 2:
Das UNESCO-Manifest ist weiterhin aktuell, aber mit folgenden Einschränkungen, die eine Aktualisierung benötigen:
- Die soziale Rolle von Bibliotheken nimmt zu
- Die beschriebenen mobilen Dienstleistungen werden durch digitale Dienstleistungen abgelöst oder sollten ergänzt werden
- Beim Bibliotheksgesetz gibt’s neue Rechtsprechungen bzw. werden dringend Verbesserungen nötig bei z. B. Urheberrechtsgesetz in Bezug auf digitale Medien …
- Werbung kann mit Social Media ergänzt werden
- Medien / Angebote für Jugendliche haben sich in der schnelllebigen elektronischen Zeit überholt, z. B. Medienformate: es fehlen: Konsolen, ebooks, Tablets … Blu-ray
- 2 Medieneinheiten pro Einwohner sind in Fachkreisen umstritten, Stichwort Profilierung, aber dennoch ein guter Richtwert
- Berufsbezeichnungen haben sich verändert: Bachelor, FaMi
- Immer aktueller wird die hier bereits erwähnte Netzwerkpflege und das Finanzmanagement (Strategieplan), Gemeindeanalyse etc. !
[…] für mich war es sehr bereichernd, die Richtinien aufzufrischen und durchzuarbeiten, dadurch hatte ich auch wieder neue Impulse für die Mediatheksarbeit erhalten. Es hatte mich dann doch sehr erstaunt, das die letzten 10 Jahre gar nicht so grundlegend große Veränderungen gebracht hatten, auch wenn die elektronischen Medien und die digitale Welt so stark zugenommen haben.