“Die Unzufriedenheit der Mitarbeiter mit ihren Chefs wächst – vor allem in hierarchischen Führungsstrukturen. Dennoch dominieren traditionelle Führungskulturen weiterhin.”
So lautete eine Pressemeldung von Haufe¹, die mich nachdenklich stimmte. Bislang fokussierte ich den Kundenkreis “Führungskräfte” nicht explizit, denn was ich anzubieten habe, ist absichtlich hierarchieübergreifend und ergo für alle Sparten und Vorbildungen anwendbar. Eine Trennung nach Führungskräften und Ausführenden hielt ich für kontraproduktiv und sogar ein wenig für unangebracht, zementiert es doch altgewohnte Denkmuster.
Vor allem Bibliotheken, die unter Personalmangel leiden – und welche tut das nicht? – funktionieren nur deshalb noch bzw. erfahrungsgemäß besser als andere, weil Teamarbeit und “Tun-auf-Zuruf” hierarchieunabhängig praktiziert wird. Ja, selbstverständlich existieren Unterschiede, beispielsweise bei administrativen Aufgaben gegenüber Finanz- und Entscheidungsträgern und der Politik, oder in Sachen Verantwortlichkeiten und Personalentscheidungen etc. Doch im Arbeitsalltag zumindest kleinerer und mittlerer Bibliotheken spielt das “Sich-aufeinander-vorbehaltlos-abstimmen” eine entscheidende Rolle.
Nun aber scheint die “moderne” Führungskultur noch nicht oder nicht mehr bei allen en vogue zu sein. Unzufriedenheit jedoch ist Sand im Getriebe, ist ein Baustein auf dem Weg zur Unlust über Krankheit und Verweigerung … bis hin zum Burn out.
“Was stört Mitarbeiter an der aktuellen Führungskultur in ihrem Unternehmen besonders? Der wichtigste Grund ist die ihnen nicht ausreichend entgegengebrachte Wertschätzung: So wünschen sich 42 Prozent der befragten Mitarbeiter mehr Anerkennung für die geleistete Arbeit. 36 Prozent fehlt eine Perspektive zur persönlichen Weiterentwicklung und 33 Prozent nennen eine intransparente Informationspolitik als ausschlaggebend für die eigene Unzufriedenheit.”
… stellt Haufes Studie² fest. Und mag sie naturgemäß nicht unabhängig erstellt bzw. ausgewertet sein – (wir wissen ja inzwischen, dass das auch schon keine Rolle mehr zu spielen scheint) – so deckt sich das Ergebnis mit Potenzialanalysen aus vielen Seminaren, die genau jene Problemfaktoren benennen:
- Fehlende persönliche Weiterentwicklung, wobei diese eher in kleineren Bibliotheken genannt wird und eher die fehlenden Beförderungsmöglichkeiten meint.
- Intransparente Informationspolitik (fehlender Informationsfluss), den vor allem große Bibliotheken bemängeln, wo gerne mal irgendwo in einer Abteilung etwas versandet.
- Erst viel später benannt: fehlende Anerkennung. Manchmal wird sie wohl durch nette und dankbare Bibliotheksnutzer/innen kompensiert.
Das betrifft alles nicht IHRE Bibliothek, sagen Sie? Sind Sie sich sicher?
Auffällig ist in diesem Zusammenhang die große Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung der Führungskräfte und Fremdwahrnehmung durch ihre Mitarbeiter
Nun, für mich lösten Teile dieser Pressemitteilung einen starken Impuls aus, ein neues Seminarthema anzubieten. Was würden Sie sich speziell von einem Führungskräfteseminar erwarten und wünschen? Gerne im Kommentarfeld oder auf einem anderen Kontaktweg.
¹ Pressemitteilung Haufe vom 29.11.2017 via Newsletter
² Das Ergebnis der Blogschreiberin vorliegend. Siehe auch http://www.haufe.de/agilitaetsbarometer-2017.