Marlene Neumann aus der Stadtbibliothek Erlangen muss man der Social Media-Gemeinschaft sicher nicht vorstellen. Sie richtete in ihrem Vortrag¹ den Fokus auf die Öffentlichkeitsarbeit mit Social Media für kleine ÖBs². Meine Notizen³ enthielten als ersten Eintrag folgenden Satz:
Facebook bleibt Platzhirsch, gefolgt von Instagram, Foto und Video-Sharingplattformen
Was mich endgültig dazu animierte, nun doch endlich auch mal ein Konto auf Instagram einzurichten. Mal sehen …
Für Bibliotheken nicht so empfehlenswerte Kanäle sind Snapchat und Whatsup. Die Social-Media-Expertin Neumann rät folgendes:
- Die Zielgruppe bestimmt den Kanal. Sie gilt es also, zu befragen, welcher es sein darf
- Der ausgewählte Kanal sollte auch persönlich genutzt werden, um Sprache, Inhalte und Regeln zu kennen
Zwei führende Themen
In der Stadtbibliothek Erlangen sind es vor allem:
- Bibliothekspädagogik
- Vernetzung im digitalen Zeitalter
Jeweils spielt dabei die stetige Kommunikation, Neuigkeiten aus und das Sichtbar-werden der Bibliothek die größte Rolle.
Die Zielgruppen sind die Nutzer der Bibliothek, die Partner sowie die Entscheidungsträger. Und ich muss ergänzen: die Fachwelt. Viele Beispiele und Anregungen hole ich mir als Dozentin für das Potsdamer Bibliotheksmanagement-Wahlmodul zur Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Social Media eben auch aus Erlangen. Vielen Dank an dieser Stelle!
Welcher Kanal für was?
Weiter in den Notizen: Erlangen hat ein Social-Media-Konzept. Dazu gehört auch ein Newsletter, der – für Neumann eher verwunderlich – nicht totzukriegen sei. Für alle Dialogkanäle gilt: Welche Inhalte? Welcher Ton?
- Twitter – für Live-Berichte und die überregionale Vernetzung
- Youtube – für Tutorials, Veranstaltungen und Jahresberichte
- Whatsup – für Neuigkeiten
- Instagram – Zur Inszenierung der Bibliothek und Literaturvorstellung, also die Kommunikation über das Buch.
- Hashtags als verbindende “Überseite” sind hier z. B.#bookface und #erlangenshots17
Zu Letzterem wurde in der Stadtbibliothek eine Instagram-Ausstellung konzipiert. Aus mehr als 4000 unter dem Hashtag hochgeladenen Fotos von Erlangenern werden die Bilder der Sieger des Fotowettbewerbs gezeigt. In der Jury sitzt z. B. der Bürgermeister und weitere wichtige Multiplikatoren. Zur Ausstellung kommt denn auch die Community der Bibliothek zusammen, wodurch der “Ort Bibliothek” via Social Media perfekt gekoppelt ist.
Fazit
- Entweder machen und sich auch Zeit dafür nehmen – oder bleiben lassen
- Zeitfenster einräumen
- Monitoring: Erreicht das jemanden? Erreicht das Ziele? Empfehlung:
Zähle nicht die Menschen, die du erreichst, sondern erreiche die Menschen, die zählen!
Best Practice in Erlangen:
- 6 Leute im Team, die Arbeit wird verteilt (Inhalte, Kanäle)
- 1x im Monat Reflexion via einer “geheimen”, also nicht öffentlich sichtbaren Facebookgruppe
- Aushang des Monitorings im Sozialraum mit der Hoffnung, dass die Kollegen merken, was mit der Kommunikation erreicht werden konnte
Gelungene Social-Media-Beispiele
Auf diesen Vortrag hat sich Marlene Neumann ersichtlich sehr gut vorbereitet. So rief sie innerhalb der Social-Media-Community ihrer “Favoriten” an, um deren Ziele und den Zeitaufwand abzufragen.
Lernort Bibliothek – Projekt der Fachstelle für ÖB Nordrhein-Westfalen (Projekteilnehmer und Interviewter: Olaf Lewejohann, Ochtrup)
Ziel: Vernetzung
Aufwand: Ø 1 Stunde pro Tag
Bücherschubsen (Bibliotheken in Werter, Enger, Hiddenhausen)
Ziel: Info zu Bücher und Veranstaltungen der Bibliothek sowie lokale Themen
Aufwand pro Bibliothek: Ø 45 min. pro Tag bzw. 10 Stunden pro Woche
Bibliothek der Stiftung Pfennigparade (Interviewter: Helmut Obst)
Ziel: Veranstaltungen, Neuigkeiten
Aufwand: Ø 20 min. pro Woche
Münsterländer Bibliothekshelden (Büchereien Raesfeld und Erle; Interviewte: Frau Weber)
Ziel: Lokalpolitiker, Verwaltungsmitarbeitende – Nutzer lehnen Facebook ab
Aufwand: Ø 2-3 Wochen (pro Jahr für jede Kollegin? Hier versagen meine Notizen, sorry. Wer weiß mehr?)
Im Publikum saß eine der “Bibliotheksheldinnen” dabei, so dass hier ein O-Ton-Statement zu hören war. Die Erkenntnis war folgende: Erfolg hat, was sehr persönlich und witzig rüberkommt, wenn man sich quasi “zum Affen macht”. Es spricht vor allem auch Freunde und Bekannte an. Tipp: Örtliche Facebookgruppen aufsuchen.
Jürgen, ich frag’ dich jetzt mal nicht, wie lange DU dran sitzt. Und ich verrate es ebenfalls nicht. Aber es ist gefühlt und definitiv viel zu viel Geblogge. Dieser hier hat – mit Recherchen und Nacharbeiten – locker 3 (unbezahlte) Stunden gedauert. Dennoch …
Mein Fazit
… 14 Tage nach dem Bibliothekartag hätte ich ohne meine Notizen erschreckend vieles nicht mehr gewusst. Daher lohnt es sich für mich tatsächlich, weiterhin konsequent den Weblog zu befüllen. Dieses Aufarbeiten ist zwar unglaublich zeitaufwändig – alleine schon die vielen Verlinkungen und mithin offenen Tabs in der Browserzeile machen reichlich Mühe –, doch wenn man wie ich seine Kosten für diese Woche selber zu tragen hat, sollte es dieses Finish wert sein. Ich hoffe sehr, auch für meine Bloglesenden! Wäre zu wünschen, sie würden es liken und teilen. Denn auch DAS war ein Fazit nicht nur Marlene Neumanns, sondern auch derjeniger aus den Zuhörerreihen, die aktiv Social Media betreiben:
Es wird leider zu viel still konsumiert und zu wenig kommentiert, bzw. mindestens mal geliked. Das kann für die Schreibenden sehr frustrierend sein und zum Aufgeben verführen.
P. S.: Die Schwierigkeiten beim und weitere Tipps fürs Social Media kommen im nächsten Bericht dran. Ich möchte jetzt doch mal etwas zu Mittag essen!
¹ Fand statt unter TK 8: Invited Sessions (31.05.2017, 13:30 – 15:30 Das Robinson Crusoe-Syndrom und was man dagegen machen kann!), veranstaltet von der BIB-Kommission für One-Person Librarians
² Abstrakt: Öffentlichkeitsarbeit mit Social Media für kleine ÖBs
Social Media-Anwendungen wie Facebook, Twitter, YouTube, Instagram und andere sind schon seit längerem eine gute Ergänzung für klassische Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit. Kleine Bibliotheken jedoch stehen oft vor der Frage, welche Zielgruppen man mit welchem Instrument gut erreicht und wie man den Aufwand in Grenzen hält. Frau Neumann, Social Media-Beauftragte ihrer Bibliothek, stellt aus ihrer Praxis Beispiele vor und gibt Tipps für die Umsetzung.
³ Mitschrieb 5 zum 106. Bibliothekartag, 31.05.2017; persönliche Versuchsreihe, ohne Folien(fotografien) wesentliche Aussagen ungefiltert zu erfassen. Etwaige inhaltliche Unschärfen bitte zu entschuldigen.
Hallo,
als kleine Aufmunterung zum im Fazit genannten Satz, das zu wenig Feedback zum Aufgeben verführe.
Bei uns ist es ebenfalls so, das recht wenig kommentiert wird. Im Blog noch weniger als auf den Social-Media-Kanälen. Wir sehen aber auch, dass die Resonanz und auch die Verkäufe sich nicht zwingend nach dem ersten Kontakt mit unserem Content ergeben, sondern teilweise einige Kontaktpunkte später. Nicht jeder Weg des Kunden kann in Gänze erfasst werden, trotzdem wird das Content-Marketing wahrgenommen und lohnt sich, wenn es mit dem Aufwand in Balance ist.
Danke für die Aufmungerung, da haben Sie sicherlich recht, Herr Epping. Ob die Balance stimmt, ist allerdings fragwürdig und muss wohl immer wieder neu gefunden werden. Besten Gruß! Ilona Munique