Ein Vortrag, der zur Wertschätzung des Lernens beiträgt, das überwiegend unbemerkt, weil nicht organisiert von Vorgesetzten erfolgen gehen kann – so mein Fazit bereits in Frankfurt/M.¹
Bei den Zuhörern der Session “Lernen am Arbeitsplatz”² prägte sich vor allem Cornelia Vonhofs “70:20:10-Modell des Lernens” ein. So sollen diesem zufolge 70% durch “Experience & Practice” stattfinden, 20% über den Austausch mit anderen, also via Kommunikation und Netzwerken (im Original: “Relationsship”) – mithin 90% durch Informelles Lernen – und lediglich 10% durch Kurse, also über formales Lernen erfolgen. Als Best-Practice-Beispiel einer Umsetzung des Modells stellt die Professorin der HdM Stuttgart den “Learning Campus” der adidas Group (nach Charles Jennings & Fuse) vor.
Im ganzen Leben oder in einem durschnittlichen Arbeitsjahr? Mir fehlen jetzt ein paar Bezugsgrößen.Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass sich die genannten Prozentsätze im ersten Drittel unseres Arbeitslebens anders verteilen als im letzten. Und: Wie misst man wohl so etwas individuelles bzw. subjektives wie die “Menge” an Lernen? Ich werfe einen Blick auf das Original-Video:
Wie auch immer – Lernen am Arbeitsplatz wie auch durch andere Menschen (was m. E. eine Schnittmenge enthält) bedeutet heute wie früher “Zusehen, Fragen stellen, Nachmachen, Fehler machen, Besser machen …” und setzt voraus, dass wir uns in einer Gemeinschaft befinden, die präsent oder virtuell uns dieses ermöglicht. Chefinnen und Chefs sollten daher genau dieses tun: Ermöglichen. Nicht managen.
Irritierende 10% formales Lernen
Für die Älteren unter uns ist das virtuelle Lernen noch nicht ganz so etabliert. Es sind vermutlich diejenigen, die die 10% Kurse regelmäßig besuchen. Tatsächlich haben mich die 10% etwas irritiert – und nicht nur mich, wie an der Reaktion der Zuhörenden festzustellen war. Denn wie kann es sein, dass sich auf diese geringe Zahl tatsächlich der Hauptteil meines Broterwerbs zu stützen vermag? Doch natürlich hat das virtuelle (also E-)Learning als eigenes Angebot wie auch über Lehraufträge zu Fernweiterbildungen ebenfalls seinen Platz gefunden. Und wenn ich es mir genauer ansehe … ups, es nimmt über die Jahre zu, fast unbemerkt. Die formale Weiterbildung jedoch wird sicherlich nicht eingestellt werden, so tröstet mich bzw. uns Cornelia Vonhof. Sie verweist ausdrücklich darauf hin, hierbei handele es sich um ein Referenzmodell, welches uns allerdings Veränderungen vor Augen führen kann und einen Rahmen aufzeigt.
Tatsächlich ist das Thema “Lernen am Arbeitsplatz” ja nicht wirklich neu. Bereits 2012 hatte die FobiKom anlässlich des Bibliothekartags eine Session “Neue Wege in der Aus- und Fortbildung” mit dem Vortrag zu “Lernen am Arbeitsplatz” angeboten. Doch in den vergangenen fünf Jahren hat sich viel getan, besonders, was das virtuelle (Miteinander-/Voneinander)Lernen mit Hilfe praktischer und kostenloser Tools anbelangt. Neue Formate bieten neue Chancen, aber eben auch Risiken (s. a. Untertitel). Von letzteren war allerdings eher nicht die Rede. Warum auch.
Es sollte klar sein: Das Risiko des Nicht-Ermöglichen selbstgestalteter Fortbildung ist und bleibt das “Auf der Stelle treten”, der Stillstand und die Frustration des Personals, mithin ein Wettbewerbsnachteil.
Kurz überlegte ich mir, ob ich diesen gehaltvollen Vortrag auf mehrere Weblogbeiträge verteilen soll. Doch die Folien sprechen für sich und enthalten zudem weiterführende Literatur. Vielen Dank, Conny, für deinen (er)kenntnisreichen Beitrag, mit dem ich persönlich viel anfangen konnte und der hoffentlich vielen Bibliotheksverantwortlichen wertvolle Impulse geben sollte!
¹ Mitschrieb 7 zum 106. Bibliothekartag, 01.06.2017; persönliche Versuchsreihe, ohne Folien(fotografien) wesentliche Aussagen ungefiltert zu erfassen. P. S.: Bin gescheitert, ist definitv zu viel Zeit vergangen seither. Habe mir jedoch mit Vergnügen die Folien zu Gemüte geführt.
² Fand statt unter TK 8: Invited Sessions (01.06.2017, 13:30 – 15:30 Uhr Lernen am Arbeitsplatz)
Schöner Bericht! Danke;-)