“Ihr kommt klüger heraus, als ihr vorher schon klug wart”, und versprach uns ein “Bildungsprogramm”, dies jedoch der launigen Art. Unser facettenreicher Berufskollege Christoph Ackermann zog zum Fränkischen Theatersommer 2020 wieder einmal alle Register. Mit seiner Paraderolle des großen Unterhaltungskünstlers Heinz Erhardt – Geburtstagsangabe indifferent, er wurde bekanntlich zweimal, und zwar in Riga geboren – ging es von Schafstall des Schlosses Oberaufsess aus tief hinein in den Urwald, mitten durch die Sahara und hinauf an die Ostsee und nach Hamburg.
Neben den titelgebenden Tieren seines Programms – “Ein Nasshorn und ein Trockenhorn” – ließ er uns launige Bekanntschaft machen mit Erhardts Fisch- und Kälbchen, Keller- und Fledermäusen, Spatzen und Buntspechten, einem großen weißen Vogel und einem kleinen fleißige Bienchen. Auch das Pflanzenreich erhielt ein paar kabarettistische Einlagen: Eine nicht näher bestimmte Blume, sauere Zitronen und verliebte Gänseblümchen.
Wem das alles nicht nahe genug gegangen sein sollte, der ergötzte sich an menschlichen Komm- und Tragödien: Goethes Fischer, der irrwitzigen “Zehn-Pfennig-Oper” oder der fast schon elegischen Vorführung “Die Tänzerin”. Von Christoph ohne Kostümwechsel alles gespielt in einem perfekt sitzenden Frack (Was für eine Figur!), doch durch wenige Requisiten und überzeugendem körperlichen Einsatz sah man geistig durchaus realistisch das Blute gespritzt und die Balletzehen gespitzt. Fantastische Höhepunkte in einem ansonsten an Lachern reichen Abend, in dem auch Nachdenkliches und Wehmütiges seinen Raum bekam.
Dem Multitalent Heinz Erhard, einem unvergessenen Komiker, Musiker, Komponist, Kabarettist, Schauspieler und Dichter, wieder oder neu oder näher kennenzulernen, den kann einem nur jemand nahe bringen, der seinem Witz und auch seiner Tragik (3 Vä- und Mütter nebst 21 Großelternteilen!) große Achtung zollt. Und zwar, indem er sich ihm achtungsvoll und mit ebenso großer Leidenschaft nähert, eben so, wie Heinz Erhardt gelebt hat. Christoph Ackermann schöpfte aus dem Vollen, sich selbst vergessend, dabei niemals lediglich persiflierend oder gar übertrieben, feinfühlig auch die starken Töne, mit einer überaus ausdrucksstarken, ständig wechselnden und jederzeit stimmigen Mimik und Körpersprache gesegnet – das hat nichts mehr nur mit einem Hobby zu tun, auch nicht mit beeindruckendem Auswendiggelerntsein, doch sehr viel mit künstlerischem Verständnis und Menschenkenntnis zu tun.
Denn Christoph Ackermann holt sein Publikum ab in jedem Moment seines Auftritts, lässt dabei aber an jedem Punkt sehr respektvoll dem literararisch-musikalisch-schauspielerischen Großmeister Heinz Erhardt den Vortritt. Eine überschäumende, auf wenigen Quadratmetern Bühne gebändigte Zwei-Mann-Plus-Show, so könnte man sagen, oder wie es Erhardt ausdrücken würde: “Es freut mich, dass es Sie freut, dass es mich freut …”