Ich stehe auf der Luitpoldbrücke und bin beeindruckt von dieser Apfelbaumblüte. Ich würde dennoch keine der Stadtwohnungen auf dem Bild beziehen, denn der Verkehr ist an dieser Stelle sehr stark. Doch wie elitär ich denke, wird mir erst bewusst, als mein Blick auf den Zipfel eines Schlafsacks fällt, der unter der Brücke hervorlugt. Ich schäme mich und denke an unser Hands-on Lab zur BiblioCon zum Thema Bibliotheksarbeit mit wohnungslosen Menschen.
Mittwoch, 24. Mai, 16:30 – 18:00
Die Anzahl von Menschen in prekären Wohnsituationen steigt. Ebenso die der Bibliotheken, die von sich behaupten, sie wären ein “3. Ort” und “für alle da”. Doch bezieht ihr Angebot bewusst auch Obdachlose mit ein?
Das Bibliothekspersonal sollte sich bewusst mit Fragen des „richtigen“ Umgangs mit diesen Menschen auseinandersetzen. Welche Erfahrungen wurden bereits gemacht? Wo lässt sich an Best-Practice-Beispielen und aus der Wissenschaft lernen? Wissenschaftliche Arbeiten, unter anderem aus Berlin, und die positive Resonanz, Mitarbeiterfortbildungen auf die Agenda zu bringen, lassen einen Trend des Hinsehens und Handelns erahnen.
Praxisbeispiele insbesondere aus Großbritannien machen deutlich, dass Berührungsängste und Vorurteile abgebaut werden, wenn obdachlose Menschen selbstverständlich gleichwertig als Kund:innen öffentlicher Bibliotheken betrachtet werden. Um das „Zusammenleben“ gut zu gestalten, bieten sich beispielsweise Kooperationen mit Streetworker:innen an.
In drei Gruppen und in Form eines World Café lädt dieses Hand-on-Lab zu einem Erfahrungsaustausch ein, um das Thema offener und lösungsorientierter zu besprechen. Ziel ist es, unterschiedliche Sichtweisen aufzuzeigen und Perspektiven zu vermitteln.
Die erste Gruppe erhält einen Einblick in die menschenrechtlichen Aspekte bezüglich des Umgangs mit wohnungslosen Menschen. Vorgestellt werden die IFLA-Richtlinien der Sektion Library Services to People with Special Needs für die Bibliotheksarbeit mit Menschen, die dauerhaft oder temporär wohnungslos sind.
In einer weiteren Gruppe wird erörtert, an welcher Stelle der Bibliotheksstrategieplanung Obdachlosigkeit ein Thema sein sollte. Dabei soll in einem Diskussionsprozess der Blick dafür geschärft werden, an welche Entwicklungsbereiche diese Thematik anknüpft.
In einer dritten Gruppe sollen nach der Identifizierung von Barrieren Good Practice Beispiele Anregungen liefern, wie eine gelungene Bibliotheksarbeit mit wohnungslosen Menschen umgesetzt werden kann.