Rezension zu Hermanni: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Weiterbildungseinrichtungen*. Von Ilona Munique.
Die retrospektive Einschätzung in der Vorbemerkung im Bezug auf die Weiterbildungseinrichtungen kann ich genau so teilen für den Bibliotheksbereich. Auch bei uns waren in den 80ern bis 90ern wenig Bestrebungen zu erkennen, sich mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit (ÖA) innerhalb eines Marketingkonzepts seine Märkte zu erschließen und sein Image aufzupolieren bzw. gerade zu rücken. Den Volkshochschulen und anderen, auch kleineren Bildungseinrichtungen aller Art, ging es soweit gut, oder aber, die ÖA erschöpfte sich in der begleitenden Pressearbeit zur Herausgabe von Programmheften. Doch der Konkurrenzdruck auf dem Anbietermarkt und im Hinblick auf die umkämpfte Aufmerksamkeit via Social Media, steigt und steigt.
Um sich einen raschen Überblick zu verschaffen ist das 140-seitige Büchlein prima geeignet. Es beinhaltet Kapitel über die Voraussetzungen erfolgreicher innerer wie nach außen zu tragender, zielgruppenorientierter Kommunikation, sodann über die klassischen PR-Medien und die des Internets in Form von Social Media sowie “neuer” Medien (– also mal ehrlich … neu sind Weblogs, E-Books, Podcasts und Videos beileibe nicht mehr! –), ferner zur Finanzierung und den rechtlichen Rahmenbedingungen.
Lernende und Neulingen im Bereich der Erwachsenenbildung erleichtert es den Start bzw. Grundverständnis im Bereich des Marketings. Wer noch wenig Ahnung von einer SWOT-Analyse oder Corporate Identity, einer Leitbilderstellung oder dem Einsatz von Erfolgsmessungen mittels Balanced Scorecard hat, die zu den methodischen Grundlageninstrumenten zählen, um darauf zielgerichtet seine ÖA abzustimmen, der erhält kurzweilig gefasste Anleitungen, Wissenswertes in knapper Form, etliche Beispiele, Tipps und Checklisten, letztere auch downloadbar.
Für Profis findet sich hingegen nicht allzu viel bahnbrechend Neues. Doch wer längere Zeit in seinem Gebiet verweilte, dem schadet es sicherlich nicht, sich selbst zu überprüfen, ob man seine Minima an Outputs auch wirklich noch erfüllt, oder ob man das eine oder andere – beispielsweise einen Videoclip erstellen – nicht etwa ein wenig verdrängt hat.
Den Literaturempfehlungen lässt sich folgen. Sie sind neueren Datums, jedoch recht allgemeiner Art, beispielsweise zu Handbüchern oder Standardwerken. Schmankerl sind da nicht wirklich dabei. Doch war dies schließlich auch nicht der Anspruch des Buches, welches in der Reihe “Perspektive Praxis” erschienen ist. Es zeigt tatsächlich einige Perspektiven auf, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen. Die Reihenkonzeption erfüllt es im Hinblick auf “Bewährtes Hilfsmittel” recht gut, wenngleich nicht so sehr in Richtung “Innovatives” – beispielsweise wäre Ambient Marketing und Guerilla Marketing im leider etwas zu mager geratenen Kapitel 5.9 “Weitere Möglichkeiten …” sicherlich auf größeres Interesse gestoßen. Dieses Kapitel auszubauen könnte die zweite, durchaus erwünschte Auflage bereichern.
Alles in allem erscheint mir der Preis von € 34,90 etwas überhöht. Doch wozu gibt es uns, die Bibliotheken? Diesen empfehle ich, das Werk nicht nur in ihren Bestand aufzunehmen, sondern es außerdem selbst einmal durchzublättern und unseren Auszubildenden zu empfehlen. Schließlich sind wir ebenfalls einzuordnen unter “Bildungseinrichtung”. Ob gekauft oder entliehen – die Zeit, darin zumindest einmal querzulesen, wird nicht verschwendet sein.
*Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Weiterbildungseinrichtungen : Kommunikation nach innen und außen strategisch umsetzen / Alfred-Joachim Hermanni. Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (Hrsg.). 1. Aufl. Bielefeld : wbv Media. 2019. 140 S. ISBN: 978-3-7639-6036-1