Der Jahreskalender “Blickwinkel Bibliothek 2025” ist eine Hommage an die Magie unterschiedlichster Bibliotheken aus aller Welt. Nur drei Blätter führen uns dabei in den asiatischen Raum (Taiwan, Singapur und China), ansonsten überwiegt Europa. Zudem zeigen Dreiviertel der vorgestellten Bibliotheken faszinierende Innenansichten. Drei Außenansichten beeindrucken durch eine moderne Architektursprache, etwas überraschend auch das Gebäude der Nationalbibliothek in Athen, weniger überraschend die National Public Library in Singapur.
Die lediglich mit dem Namen der jeweiligen Bibliothek untertitelten Fotografien sind auf der letzten Seite erfreulicherweise etwas eingehender beschrieben. Wie immer gefällt mir die den Kalendern des bibspider-Verlags eigene Mischung aus klassischen und modernen Motiven. Mal entführt eine Fotografie in hochmoderne Aufenthalts- und Lesesaal-Räume wie der Shenzhen Library in China, mal in eine gemütliche Leseecke wie der La Granja, eine religiöse Hausbibliothek bzw. ein Scriptorium auf Mallorca, oder in den fast schon mauretanisch anmutenden Lesesaal der Bibliothèque Nationale de France, Site Richelieu in Paris.
Und nicht, weil mir Walburga Lösch dankenswerterweise DIESES Blatt zur Rezension zugespielt hat … nein, bereits seit einer früheren Studienreise mit dem BIB, Landesgruppe Sachsen-Anhalt (2013), die mir in lebhaftester Erinnerung blieb, ist mir letztgenanntes Kalenderblatt das Liebste, und ich freue mich schon auf den Juli.
Doch was mich besonders fasziniert hat, ist das August-Blatt. Müncheberg in Brandenburg war mir bislang weder als Stadt aufgefallen, noch von seiner interessanten Bibliothek her. Nämlich als Einbau in der zurecht als „spektakulär“ bezeichneten Einmaligkeit (?) einer Kirchen(um)nutzung. Ein gotischer, mittelalterlicher Backsteinbau, dessen Turm von einem nicht Geringeren als Karl Friedrich Schinkel erbaut wurde, trifft auf eine moderne Holzkonstruktion, nachgerade auf einen geistlichen wie profanen Einsatz. Eine noch spektakulärere Aufnahme ist übrigens auf dieser Seite zu finden, wobei ich das verwendete Kalenderblatt hier entdecken konnte.
Kritik auf hohem Niveau gibt’s lediglich für die Auswahl aus Schweden. Okay, etwas Kreisförmiges geht immer. Doch damit hat es sich für mich auch schon. Die in einem fahlen Braun gehaltene Menagerie der Stadsbibliothek Stockholm kann mich weder architektonisch so recht überzeugen, noch von der Blattwahl für den lichter werdenden Monat März. Da schaue ich denn doch lieber aus dem Fenster als in den eher trist wirkenden Lesesaal. Doch wie so oft ist es wohl eine reine Geschmackssache.
Ungeachtet dessen ist der Blickwinkel-Bibliotheks-Kalender für 2025 erneut ein “Must-have” für alle, die der Magie von Bibliotheken verfallen sind. Er lädt dazu ein, jeden Monat mit einer anderen Perspektive auf diese Kultur- und Wissensorte zu beginnen und sich immer wieder aufs Neue über unseren Beruf des/der Bibliothekar/in zu begeistern, der in diesen tollen Gemäuern ausgeübt werden darf! Und wer in keiner so schönen Umgebung arbeiten darf, sollte sich den Kalender erst recht ins Haus holen, um wenigstens für kurze Augenblicke einer möglichen Tristesse zu entrinnen.