Diskussion um generative KI in der Bildung – eine kritische Auseinandersetzung im Bibliothekskontext

Image "KI in der Lehre", generiert via KI-Bild-erstellen.deIn der Bibliothekscommunity sorgt der Umgang mit generativer Künstlicher Intelligenz (genKI) weiter für kontroverse Diskussionen. Eine aktuelle Auseinandersetzung innerhalb der Bibnez-Mailingliste macht deutlich, dass es nicht nur um technische Innovationen geht, sondern um ethische, pädagogische und gesellschaftliche Grundsatzfragen. Anlass der Debatte war der Hinweis von N.B. auf einen kürzlich veröffentlichten offenen Brief internationaler Bildungsfachleute, die sich gegen die Integration von genKI in schulische und akademische Lehre aussprechen.

Der offene Brief – Kritik an genKI im Bildungskontext

Zentrale Aussagen des Briefes sind: Der Einsatz generativer KI berge erhebliche ethische, rechtliche und ökologische Probleme. Kritisiert wird etwa die Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte in Trainingsdaten, der übermäßige Energieverbrauch bei der Entwicklung und Nutzung großer Modelle sowie die damit verbundene Ausbeutung von Arbeitskräften. Zudem fehle es bislang an gesicherten Belegen, dass der Einsatz solcher Tools tatsächliche Lerngewinne für Schüler*innen oder Studierende bringt.

Die Unterzeichnenden stellen klar, dass sie sich nicht grundsätzlich gegen den Einsatz von KI in Bildungskontexten aussprechen, sondern konkret gegen Produkte basierend auf sogenannten Foundation Models – wie ChatGPT, Claude oder Gemini –, denen sie eine unethische Entwicklung zugrunde legen. Sie fordern das Recht auf Ablehnung solcher Technologien in Lehre und pädagogischer Arbeit.

Meinungen aus der Fachcommunity

N.B., der den Brief in die Diskussion einbrachte, äußerte sich ebenfalls kritisch über die unreflektierte Integration von genKI in Bildungseinrichtungen, insbesondere im Bibliothekswesen. Er bemängelte, dass in vielen Veranstaltungen und Publikationen der Bibliothekswelt inzwischen eine nahezu unkritische Begeisterung für KI-Produkte herrsche, während fundierte, ethisch reflektierte Auseinandersetzungen mit den zugrunde liegenden Technologien ausblieben. Diese Entwicklung widerspreche dem gemeinwohlorientierten Verständnis des Berufsfeldes.

J.I. schloss sich dieser Position an und unterstrich, dass auch Bibliothekar*innen aufgrund ihres Berufsethos eine konservative, kritisch-einordnende Haltung zur Technologie einnehmen sollten. Er verwies dazu auf den Code of Ethics des Berufsstandes und argumentierte, eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle von genKI sei im Sinne des öffentlichen Informationszugangs zwingend notwendig.

Dr. B.S. ergänzte die Debatte um weitere Perspektiven. Sie kritisierte unter anderem den hohen Energieverbrauch von genKI-Anwendungen und äußerte sich ebenfalls deutlich zu ethischen Aspekten, etwa im Umgang von Plattformanbietern mit Trainingsdaten und menschlicher Mitarbeit. Als Beispiel nannte sie ein Interview der TU Berlin, das sich mit der menschlichen Arbeit hinter KI-Entwicklung beschäftigt („Ohne uns keine KI“). Sie betonte, dies sei ihre persönliche Einschätzung, sehe aber in vielen gegenwärtig in der Debatte vernachlässigten Faktoren eine Missachtung grundlegender Nachhaltigkeitsprinzipien.

D.K. hingegen plädierte für einen differenzierteren und offenen Umgang mit KI in Bildungsprozessen. Er wies auf eine Stellungnahme der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) hin, die sich für eine Förderung von KI-Kompetenz bei gleichzeitiger Regulierung im schulischen Umfeld ausspricht. Ein vollständiger Ausschluss von genKI sei kontraproduktiv und erinnere ihn an vergangene Debatten über Handyverbote in Schulen. Vielmehr brauche es einen reflektierten und pädagogisch fundierten Rahmen, der die Chancen der Technologie sinnvoll nutzbar mache.

Fazit: Kritische Haltung als gemeinsamer Nenner?

Während die Debatte eindeutig divergent geführt wird, tritt zumindest ein gemeinsamer Kern zutage: Die Diskussion über den Einsatz von generativer KI in Lehre, Bibliothek und Bildung sollte kritisch, fundiert und unter größtmöglicher Beachtung ethischer und gesellschaftlicher Implikationen geführt werden.

Drei Aspekte ziehen sich als roter Faden durch die Beiträge:

  • Die Notwendigkeit ethischer Orientierung in der Anwendung neuer Technologien.

  • Die Forderung nach klaren Rahmenbedingungen seitens Institutionen und Trägerschaften.

  • Und der Appell, Pädagogik und Bibliothekspraxis nicht von Tech-Hypes dominieren zu lassen.

Der Diskurs zeigt auch: Bibliotheken sind nicht nur Orte der Informationsvermittlung, sondern wichtige Foren sozialer, kultureller und technologischer Auseinandersetzung – wenn sie sich dieser Rolle bewusst stellen.

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Verfasst von [Redaktionsteam Bibliothek & Diskurs]

Zusammengefasst von Perplexity, veröffentlicht nach einer aufmerksamen Durchsicht durch die Blogbetreiberin. Und ja, es ist ein wenig ironisch … 😉